GESCHICHTEN VON

SCHAFE UND MENSCHEN

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Bauer Böckmanns Hof

Im Juni letzten Jahres machten sich Anja und Rolf Böckmann aus Schleswig-Holstein mit einem leeren Transporter auf den Weg nach Rügen. Ihr Ziel war es, am Abend mit einem gut bestückten Fahrzeug zurückzufahren. Denn sie hatten sich schon Monate zuvor schwer verliebt. In das grauwollige pommersche Landschaf.

Nordwolle: Wir sind heute hier, weil ihr beide euch dazu entschlossen habt, in der Schäferei Westphal hier auf Rügen, ein paar Schafe abzuholen. Wie kam es dazu?

Anja Böckmann: Wir haben den Fernsehbericht über Nordwolle im NDR gesehen und fanden es sehr interessant, was Marco erzählte. Und vorallem fanden wir das Konzept sehr schön. Unter anderem war ja auch Frank Westphal in dem Bericht zu sehen und seither hatten wir ihn diesbezüglich im Hinterkopf. Da mein Mann als Kind auch schon Schafe gehalten hatte, war das theoretisch schon immer eine Option für uns. Aber bisher passte es nicht in das Konzept unseres Betriebes. Nach und nach stellen wir nun aber den Betrieb auf Bio-Landwirtschaft um und werden in Zukunft Randstreifen zum Beispiel zu Gewässern zu pflegen haben. Da die Schafe das am besten können, haben wir uns nun dafür entschieden, diesen Schritt endlich zu wagen und uns eigene Tiere anzuschaffen.

Dann kam natürlich die Frage auf, welche Schafrasse dafür am besten geeignet wäre. Wir wollten keine typischen Fleischschafe, sondern welche, die ein bisschen leichter sind, aber auch robuster und die gut gegen die Verbuschung von Flächen vorgehen. Da uns die Pommernschafe schon beim Schauen der Doku angefixt haben und wir total begeistert davon sind, dass die Wolle vernünftig verwertet wird, war die Entscheidung schnell gefällt. Am Ende ist dieser Fernsehbericht Schuld daran, dass wir nun heute hier sind.

Nordwolle: Wie sieht der Wechsel aus der konventionellen Landwirtschaft in die Bio-Landwirtschaft aus?

Rolf Böckmann: Wir sind ja gerade mittendrin in der Transformation. Bei der Erdbeer-Produktion haben wir schon angefangen anders zu wirtschaften als die anderen Erdbeer-Bauern. Wir setzen absolut keinen Pflanzenschutz mehr ein und merken, das hat Erfolg. Auch haben wir uns durchgesetzt mit unserer Qualität. Der nächste Schritt ist, den ganzen Betrieb auf Bio umzustellen, weil es einfach nur konsequent ist. Die Entscheidung für das Bio-Label ist vorallem für die Verbraucher gefallen. Es ist diesen besser vermittelbar, als wenn wir immer nur erzählen, dass wir jetzt keinen Pflanzenschutz mehr einsetzen.

Allerdings war diese Entscheidung keine leichte Entscheidung. Denn es wird einem ja von den vorhergehenden Generationen in die Schuhe gelegt, wie man seinen Weg zu gehen hat. Trotzdem fühle ich mich unheimlich gut damit, diesen Betrieb so auf sichere Beine zu stellen. Zusätzlich sind wir jetzt auch noch in den Gemüseanbau eingestiegen, um dementsprechend in Zukunft auch Bio-Gemüse zu produzieren. Davon bin ich ein großer Fan und ich glaube, dass wir auf dem richtigen Weg sind damit.

Anja Böckmann: Wenn man sich Gedanken über einen Wechsel in die Bio-Landwirtschaft macht, kommt man zwangsläufig auf die Frage, welche Tiere man halten sollte. Der Kot von den Tieren ist der beste Dünger, den wir für die Flächen bekommen können. Man hat ja Wechselfrüchte und da sind auch Grasflächen dazwischen, die man dann sinnvoll abweiden kann. Dazu kann man zum Beispiel Rinder oder Schafe halten und wir haben uns nun erstmal für die Schafe entschieden. Und so langsam wie wir umstellen, so langsam wollen wir uns auch eine Herde aufbauen.

Nordwolle: Ihr holt euch hier 3 Lämmer ab. Wie habt ihr den Transport und das Ankommen der Tiere bei euch geplant?

Rolf Böckmann: Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin ein bisschen aufgeregt. Das sind neue Familienmitglieder, die da ankommen. Aber ich lasse alles auf mich zukommen. Ich versuche erst einmal, dass ich sie vernünftig von hier nach Grömitz kriege, damit sie ja keinen Stress haben. Zuhause haben wir alles vorbereitet. Die Fläche, die sie zuerst abweiden dürfen, ist bereits eingezäunt und dann werden wir das alles ein bisschen beobachten. Schauen, wie wir mit den neuen Familienmitgliedern klarkommen.

Ich habe in meiner Jugend gut lernen können, wie man mit Schafen umgeht. Jetzt schauen wir mal, ob das alles noch hängengeblieben ist und ansonsten darf ich Frank auch mal fragen. Den werde ich bestimmt mal anrufen wollen, um zu fragen, wie ich was zu handhaben habe. Ich bin ja auch ein Tiermensch und ich kann gut mit Pflanzen, ich bin hier aufgewachsen. Vieles ergibt sich auch von selbst aus dem Bauch heraus. Und ich behaupte mal, dass ich es Tieren auch ansehen kann, wann es ihnen schlecht geht und wann es ihnen gut geht.

Anja Böckmann: Es sind auch schon ganz viele Leute in unserem Umfeld sehr gespannt auf die Schafe und freuen sich darauf. Ob das unsere Kinder, die Nachbarn oder die Mädels sind, die ihre Pferde bei uns stehen haben. Aber sehr neugierig bin ich darauf, wie unsere Pferde auf die Schafe und die Schafe auf die Pferde reagieren werden. Optimal wäre es, wenn sie irgendwann mal zusammen laufen könnten. Denn die einen fressen da, wo die anderen nicht fressen.

Rolf Böckmann: Aber das Schönste ist, es kommen wieder Tiere auf den Hof. Auch viele Verbraucher fänden es toll, wenn es wieder mehr lebendige Höfe mit Tieren gäbe. Wir haben die Pferde und nun auch die Schafe. Auch denken wir über Highlander nach, damit könnten wir uns auch gut anfreunden. Alles Tiere, die gut auf unseren Hof passen würden. Die uns bei der Landschaftspflege helfen oder eben auch mal nur dafür da sind, damit wir sie beobachten können. Zur Ruhe zu kommen dabei. Das unterschätzen viele Menschen. Wenn man einfach nur am Zaun steht und den Tieren zuschaut. Gerade den Schafen, die haben eine wahnsinnig beruhigende Wirkung.

Anja Böckmann: Ich habe mit Schafen noch nicht so viel Kontakt gehabt. Bisher habe ich nur mit großen Tieren zu tun gehabt. Ich bin auf einem Rinder-Betrieb aufgewachsen. Ich kann mit einem großen Bullen, aber mit kleinen Schafen kann ich noch nicht.

Nordwolle: Bekommen eure Schafe alle einen Namen?

Anja Böckmann: Ja, auf jeden Fall! Und die müssen unbedingt nordisch sein. Bei uns haben alle Tiere einen Namen.

Wir sind sicher, die Lämmer werden sich bei Anja und Rolf, den Pferden, den Erdbeeren und dem ganzen Bio-Gemüse wohlfühlen. Die leckeren Erdbeeren erhält man in der Saison an verschiedenen Erdbeerhäuschen in und um Grömitz, wie auch im eigenen Hofladen – der so viel mehr ist, als dieses Wort aussagt – in der Bäderstraße in Cismar. Dort werden nicht nur die eigenen Erdbeeren und Marmelade daraus angeboten, man findet dort auch viele Deko-Artikel und Gestecke, sowie viel regionales.

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