GESCHICHTEN VON

SCHAFE UND MENSCHEN

1. Versprechen Fair & Sozial
2. Versprechen Lokal
3. Versprechen Nachhaltig

Olaf Und Fritz Kolecki

Lautes Blöken, Meckern und Bellen ist zu hören, wenn man sich dem Stall der Schäferei Kolecki in Schönwalde bei Berlin nähert. Eine harmonische Mischung von vom Aussterben bedrohten Landschafen, Herdenschutzhunden und Ziegen belebt das Stallgebäude. Die Mutterschafe erwarten ihre Lämmer, es ist Lammzeit.

Schafe hält Olaf Kolecki schon viele Jahre. 1998, als er als Hufschmied berentet wurde, war es eher eine beruhigende Ersatzbeschäftigung, seit 2016 aber betreibt er die Schäferei professionell und in Vollzeit.

Er hat sich vorallem den aussterbenden Rassen gewidmet. Der Erhalt dieser Tiere liegt ihm enorm am Herzen. Das kann man gut spüren, wenn man ihm zuhört. Seine Leidenschaft purzelt regelrecht aus seinen Augen, wenn er von seinen Tieren spricht. Die unterschiedlichen Charaktere der Schafe findet er besonders faszinierend. Beim Gang durch den Stall trifft man auf einen bunten aber sehr harmonischen Mix an Tieren. Bentheimer Landschafe, Skudden, Pommernschafe, Ziegen, Merinoschafe, Herdenschutzhunde und Jacobschafe teilen sich ihre Unterkunft. Die großen Hunde sind als Besucher mit Vorsicht zu genießen. Auch hier im Stall sind sie hervorragendes Sicherheitspersonal. Vom Schäfer selbst fordern sie jedoch täglich intensive Schmuseeinheiten.

Vorrangig werden die Herden zur Landschaftspflege eingesetzt. Olaf Kolecki betreut Beweidungsprojekte in einem großen Umkreis von Schönwalde. Das bedeutet, dass nach der Lammzeit im Frühjahr eine stressigere Zeit beginnt. Denn dann muss er wieder vermehrt am Strassenverkehr teilnehmen. Nicht mit den Schafen, nein. Die dürfen auf den Wiesen stehen und die Landschaft vor der Verbuschung bewahren. Aber die Abstände zwischen den einzelnen Herden sind so groß, dass er seine tägliche Route gut planen muss, um alle in einem Abwasch anzufahren, nach dem Rechten zu sehen und danach in Schönwalde die Tiere zu versorgen, die um den Stall rum das Gelände pflegen.

Wo früher Kanonen und Flieger standen, grasen heute auf einer Fläche von 110 Hektar Olaf´s Schafe und Ziegen. Der Stall der Schäferei steht am Rand eines alten Fliegerhorstes. Hier waren früher bis zu 8000 Soldaten untergebracht. Mittlerweile hat sich die Natur dieses Gelände jedoch längst zurückerobert.

NACHWUCHS

Seit 2 Jahren ist auch Olaf´s Sohn Fritz mit an Board. Der 20-Jährige hat sich für eine Ausbildung zum Schäfer entschieden – weil er Verantwortung übernehmen will. Für die Mitmenschen, die Tiere und vorallem für die Umwelt. In der heutigen Zeit braucht eine solche Entscheidung viel Mut, aber die Liebe zu den Tieren, mit denen er groß geworden ist, ließ ihn nicht lange überlegen. Auch ihm sieht man die Leidenschaft von weitem an. Wie sie beide brennen für diese Tiere ist ein Genuß!

„DIE ARBEIT IST TEILWEISE SCHWER. ABER GERADE JETZT, WENN MAN IN DER LAMMZEIT SIEHT, WIE DIE LÄMMER HERANWACHSEN, IST DAS ANDERE SCHEISSEGA.“

DIE HERAUSFORDERUNG

Nichtsdestotrotz haben Vater und Sohn auch hier in Brandenburg mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Olaf weist vorallem auf den enormen Zeitaufwand im Umgang mit den Ämtern hin. Aktuell kämpft er für die Förderung des Unterhaltes seiner Herdenschutzhunde. Die Schutztiere, die die Schafe vorallem vor dem Wolf schützen sollen, verursachen jährliche Kosten von ca. 2.500 EUR pro Hund. Er berichtet von großen Schäfereien, die mit der Schafhaltung komplett aufhören. Nicht wegen dem Wolf, nicht wegen den Schafen. Sondern wegen der Kosten für die Herdenschutzhunde. Denn wenn man sich im unmittelbaren Wolfsgebiet befindet, benötigt man in seinem Beispiel 50 Hunde, um die Herden adäquat zu schützen. Die Kosten, die dadurch entstehen, sind mit der Schafhaltung leider nicht zu erwirtschaften.

„Aber die größere Herausforderung sind eigentlich die Menschen, die um die Schafe rumrennen. Fremde Menschen, die der Meinung sind, das Schaf kuckt verkehrt. Meist rufen diese dann das Veterinäramt an, denn es könnte ja sein, dass etwas sein könnte. Und die Klärung dieser Fälle nimmt enorm viel Zeit in Anspruch, die wir eigentlich besser bei den Schafen investieren könnten.“

„Von Beruf bin ich eigentlich Hufschmied. Aber seit 1998 berentet. Und daher kann ich den Beruf nicht mehr ausüben und irgendeine Beschäftigung muss man ja haben. Da schien mir das mit den Schafen eigentlich als beruhigend.“