GESCHICHTEN VON

SCHAFE UND MENSCHEN

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3. Versprechen Nachhaltig

Anke Mückenheim Schäfer Geschichten

Es war Liebe auf den ersten Blick. Anke Mückenheim aus Schleswig-Holstein, gelernte Schäferin, war eine der ersten Züchterinnen des Pommerschen Landschafes in Deutschland. Seit 3 Jahren führt sie allerdings eine Fernbeziehung. Ihre Schafe stehen in Schönwalde, bei ihrem Kollegen Olaf Kolecki.

Eigentlich wollte sie Pferdewirtin werden, denn sie wollte einen Beruf erlernen, bei dem sie viel draußen ist und mit Tieren zu tun hat. Aber ihr Vater war strikt dagegen. „Nee, dann bist du Steigbügelhalter für die Reichen.“ Im Rückblick ist sie dankbar für diesen Stein, den er ihr damit in den Weg gelegt hat, denn sie empfindet den Beruf des Pferdewirtes mittlerweile als eine wirklich schwierige Arbeit. Sie suchte sich stattdessen eine Lehrstelle in der Landwirtschaft. Kurz vor Antritt dieser Lehre sagte ein Nachbar aus ihrem Dorf: „Du, der Schäfer zwei Dörfer weiter, der sucht einen Lehrling.“ Spontan entschied sie, sich dort auch noch zu bewerben. Als einzige Bewerberin erhielt sie die Lehrstelle und begann eine Ausbildung zur Schäferin.

Schon in der Lehre betrieb Anke in dem Hütebetrieb mit den Schafen – weißen gehörnten Heidschnucken – Landschaftspflege. Neben der täglichen Arbeit in der Schäferei, wo sie auch gewohnt hat, besuchte sie regelmäßig die Berufsschule. Dort wurden sie gemeinsam mit den Landwirten unterrichtet. Einmal im Jahr gab es für die Schäfer eine überbetriebliche Ausbildung in der Lehr- und Versuchsanstalt in Futterkamp.

Als Gesellin kam sie nach der Ausbildung in einen landwirtschaftlichen Betrieb in Nordrhein-Westfalen. Ihr damaliger Verwalter dort wollte unbedingt pommersche Landschafe züchten und erhalten. Deswegen ist er vor der Grenzöffnung nach Rügen gefahren und hat sich dort 5 Pommern-Böcke gekauft. Mit diesen Böcken hat er angefangen eine Verdrängungs-Zucht zu betreiben. Diese Herde konnte die junge Schäferin dann 1991 übernehmen, um sich damit in Schleswig-Holstein selbstständig zu machen. Die Pommernzucht hat sie dabei immer größer werden lassen. Bis 2018 hat sie ihre Herde dort gehütet und mit ihnen Landschaftspflege betrieben.

Aber mit Kindern und zwei weiteren Jobs wurden ihr die Anforderungen im Alltag einfach zuviel. Als ihr der Kollege Olaf Kolecki aus Schönwalde anbot, die Schafe in seiner Herde mitlaufen zu lassen, nahm sie dankend an. So grasen ihre Pommen nun auf Landschaftspflege-Flächen rund um Berlin. Bei arbeitsreichen Zeiten wie der Lammzeit zum Beispiel, macht sie sich regelmäßig auf zu ihren Schafen, um Olaf bei der Arbeit zu helfen. Gerne begleitet sie dabei ihr Sohn. Engagiert und sehr gezielt unterstützt er die beiden Schäfer bei ihrer Arbeit mit den Schafen. Auch kümmert sich Anke nach wie vor um die Zuchtarbeit ihrer eigenen Herde.

Nebenher ist die Schleswig-Holsteinerin noch erste Vorsitzende des Zuchtverbandes für pommersche Landschafe und Skudden. Sie vertritt den Verein nach außen hin oder auch in der VDL – das ist die Dachorganisation der Landesschafzuchtverbände. Auch führt sie das Herdbuch in dem Verband und betreut die Mitglieder. Im Zuchtverband wird versucht, die Wollen der Skudden und pommerschen Landschafe zu vermarkten und zu verarbeiten und es wurde dafür das sogenannte Wollkontor gegründet.

„IM WOLLKONTOR BIETEN WIR UNTER ANDEREM SCHÖNE PULLOVER AUS SKUDDENWOLLE AN. DIE SIND ZWAR DERB UND HEFTIG, ABER SEHR SCHÖN WARM. ICH MAG SIE UNHEIMLICH, SIE SIND TOLL!
WIR LASSEN AUCH KUSCHELTIERE AUS WOLLE HERSTELLEN. DANN HABEN WIR SOCKEN UND SOHLEN AUS POMMERNWOLLE UND WESTE UND DECKEN EBEN AUCH. WIR HABEN AUCH DECKEN, DIE AUS POMMERNWOLLE UND SKUDDENWOLLE GEWEBT SIND.“

Es ist also genug zu tun und ganz ohne Schafe mag sie ihren Alltag auch nicht mehr verbringen. Anke ist an ihrem Wohnort als Schafschererin tätig und nimmt als Sammelstelle für Nordwolle auch Schurwolle in Kleinmengen entgegen, die wir dann bei ihr aufsammeln. Sie stellt sich dafür gerne zur Verfügung, weil es ihr wichtig ist, dass die Pommernwolle ordentlich verwertet wird und nicht mehr auf dem Misthaufen landet wie früher.

„Für mich ist es immer schon ein Anliegen, dass die Wolle auch bei der Schur als Wertstoff geerntet wird. Und auch schon vorher auf dem Schaf wertschätzend behandelt wird. Wolle ist ein Wertstoff. Ein wertvoller nachwachsender Rohstoff.“